Was geht‘s los

(Aus: Programmblatt zum 2. Kölner Jazz Haus Festival (1979), pdf)

Sonntags keine Konzerte mehr im Bayenturm. Dies nicht etwa, weil es keine Musiker mehr gibt oder weil keine Besucher kommen würden – im Gegenteil. Eine feste Adresse für den Jazz und die gesamte Subkultur fehlt nach wie vor in Köln. Es stellte sich uns jedoch die Frage, wann ein Provisorium, und mehr sollte der Bayenturm nie sein, aufhört ein Provisorium zu sein, und wann es beginnt Leuten mit schlechtem Gewissen (?l dazu zu dienen, die „Jazz-Haus-Leute“ für vorerst versorgt zu halten.

In der Kulturausschußsitzung am 7. Aug, 1979, bei der beide konkurrierende Vereine mit ihren unterschiedlichen Konzeptionen zur Nutzung des Stadtgartenrestaurants an der Venloer Straße von Kulturdezernent Peter Nestler in den Ring geschickt wurden, wurde wieder einmal mehr deutlich, wo der Hase lang läuft. Es war dies überhaupt das erste Mal, daß Gigi Campi der Öffentlichkeit und der Jazzhaus-Initiative seine Überlegungen zur Nutzung des Hauses mitteilte.

Wir hatten schon schlimmes befürchtet, doch daß es so toll kam, hatte sogar uns überrascht. ,,Wir werden auch den einheimischen Musikern und Künstlern Gelegenheit geben, sich vorzustellen.“ Doch ob man diese in einem Riesenaufgebot von Topstars aus allen Gegenden der Erde in einem auf zwei Etagen aufgestocktem, mit modischem Chic ausstaffierten und mit allen erdenklichen, technischen Geräten bestücktem Stadtgartenrestaurant wiederfinden wird? 

Diese Visionen lösten wohl bei den anwesenden SPD-Mitgliedern eine solche Euphorie aus, daß sich eines ihrer Mitglieder gleich zu der Außerung hinreißen ließ: ,,Für meine Fraktion kann ich sagen, daß wir mehr in Richtung „Jazzboard“ (Campi) tendieren.“ (SPD-Mitglied Christoph Wiemann) Kenner der politischen Szene in Köln sollen für diese Euphorie auch eine andere Erklärung haben.

Die beiden übrigen Fraktionen verhielten sich sehr locker und zurückhaltend. Die Jazzhaus-Initiative hat nach der Sitzung zu verstehen gegeben, daß sie von so einem Luxus-Kultur-Häuschen die Finger läßt und sich dann ggf. nach etwas anderem umsehen wird. Wohl u. a. deshalb hat man es vorgezogen, eine endgültige Entscheidung über die Nutzung hinter die Kommunalwahlen am 30. September 1979 zu ziehen.

Und genau nach diesen Wahlen, nämlich vom 19. bis zum 21. Okt. 1979 wird auch das 2. Kölner Jazz Haus Festival stattfinden (Programm umseitig). Ein ausführliches Programmheft ist momentan in Arbeit und wird Anfang Oktober erscheinen. lm November soll es dann mit regelmäßigen Konzerten weitergehen. Wo, wann und mit wem wird immer rechtzeitig bekannt gegeben.

Viele Grüße, Peter Panter