(Aus: Stadt Revue, Köln, Juli 1978)
Vor einigen Wochen haben sich ein paar Kölner Jazz-Musiker zu der Initiative Jazz-Haus zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Die Gründung einer solchen Interessengemeinschaft war schon lange überfällig. Jazz-Musik, insbesondere die freien Spielarten, ist wie andere unpopuläre Musikarten auch, auf die Unterstützung öffentlicher Körperschaften angewiesen.
Orchester für klassische Musik und deren Konzerte, die städtischen Bühnen und die Museen werden mit Millionenbeträgen subventioniert. Die Existenz von Jazz-Musikern und -interessierten wurde von den Kulturpolitiken der Stadt Köln bislang jedoch totgeschwiegen.
Das ist wohl zum größten Teil auf ein geschädigtes Verhältnis zur Jazz-Musik zurückzuführen. Wahrscheinlich, weil es eine Musik ist, deren Geburtsstätte die USA ist und deren populärste Vertreter (z.B. Louis Armstrong) oft Farbige sind. Was könnte also daran förderungswürdig sein?
Zweifelsfrei kommt der Jazz aus Amerika. Doch darf dabei nicht übersehen werden, daß in Europa schon vor vielen Jahren eine eigenständige Entwicklung begonnen hat, eine Entwicklung, die zum Teil ganz entscheidend von der europäischen Musikgeschichte beeinflußt ist. Darüber hinaus profitieren seit jeher andere Musikarten, vor allen Dingen die Unterhaltungsmusik und die Neue Musik, von den Ergebnissen der konsequenten, kreativen Arbeit der Jazz-Musiker.
Gäbe es nur Städte wie Köln, wäre eine solche Entwicklung niemals möglich gewesen. Kreative Musiker brauchen ein Podium, wo sie ihre Musik uneingeschränkt von kommerziellen Interessen einem Publikum vorstellen können. Sie brauchen Übungsräume, deren Lage eine Belästigung der Anwohner ausschließt und was vielleicht das Wichtigste ist, sie brauchen den Austausch mit anderen Musikern.
In Köln sucht man danach vergeblich. Die zwei oder drei Clubs, in denen Jazz live gespielt wird, beschränken sich darauf mit prominenten Namen viele zahlende Zuhörer zu locken. (Eine Ausnahme bestätigt die Regel.) Übungsräume stehen selbst an den Musik(hoch)schulen kaum zur Verfügung; und durch das Fehlen Jeglicher ,Szene‘ kommt ein Austausch kaum zustande.
Die Initiative Jazz-Haus hat sich zum Ziel gemacht, von der Stadt Köln Räume (leerstehende Fabrik o. ä.) gestellt zu bekommen, die zu den oben genannten Zwecken genutzt werden. Die Initiative bemüht sich momentan, auf sich aufmerksam zu machen. Unter den Jazz-Musikern war die Reaktion überaus positiv, aber auch Dozenten der Musikhochschule und der Rheinischen Musikschule, Jazz-Kommentatoren wie J. E. Behrendt und nicht zuletzt der WDR sagten ihre Unterstützung zu. Die bislang einzige negative Reaktion kam vom Kölner Amt für Kultur, mit der Begründung, daß dem Kulturdezernat keine Übungsräume für Musiker zur Verfügung stehen. Was soll man dazu sagen?
Übrigens plant die Initiative im Oktober das erste Kölner Jazz-Haus-Festival zu veranstalten. Vielleicht schon im neuen Jazz-Haus (!?).
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